Werke aus der Kunstsammlung Rolf Huisgen

Rolf Huisgen (1920-2020): Wissenschaftler und Kunstsammler aus München

Auktion in Würzburg:
Samstag, 24. Oktober 2020 – 14 Uhr

Vorbesichtigung in Würzburg:
12. bis 23. Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr

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„Wie kein anderer hat er die Organische Chemie in Deutschland in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt. In den Jahren 1961 bis 1976 war er der meist-zitierte deutsche Wissenschaftler“, würdigte die Ludwig-Maximilians-Universität München in ihrem Nachruf den international renommierten Wissenschaftler Professor Dr. Dr. h.c. mult. Rolf Huisgen.
Zahlreiche Auszeichnungen begleiten seinen Weg: 1984 der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst; 2010 ehrte ihn die Freie Universität Berlin als „Verhaltensforscher" in der Miniaturwelt. Da war der 90jährige Chemiker längst emeritiert, bereicherte aber immer noch die wissenschaftliche Diskussion mit zahlreichen Beiträgen. Im März dieses Jahres, kurz vor seinem 100 Geburtstag, verstarb Rolf Huisgen.

Rolf Huisgen war Wissenschaftler und Kunstsammler. Mehr als 200 Werke umfasst seine Sammlung, darunter Spitzenwerke der Avantgarde des beginnenden 20. Jahrhunderts, wie Alexander Archipenko, Willi Baumeister, Max Beckmann, Georges Braque, Marc Chagall, Jean Dubuffet, Lyonel Feininger, Karl Hofer, Ida Kerkovius, Ernst Ludwig Kirchner, Georg Kolbe, Otto Müller, Ernst Wilhelm Nay, Emil Nolde, Hermann Max Pechstein, Pablo Picasso, Christian Rohlfs, Egon Schiele und Karl Schmidt-Rottluff.

Eine tragische Schlüsselrolle in der Geschichte seines Sammelns nimmt der drei Jahre ältere Bruder Klaus Huisgen (1917-1944) ein. Während Rolf Huisgen als kriegswichtig gilt, wird sein kunstbegabter Bruder zum Kriegsdienst eingezogen. „Er wollte immer die Kunstakademie besuchen, und war wild begeistert vom Deutschen Expressionismus, eine damals als entartet geschmähte Kunst.“ So tauschten sie untereinander die damals beliebten „Zigarettenbilder“ mit Bildmotiven expressionistischer Werke. 1944 stirbt der Bruder im Krieg bei einem Flugzeugabsturz. Den intensiven Briefwechsel mit ihm hält Rolf Huisgen Jahre später in einer mehrbändigen Edition fest. Ihm bleibt die gemeinsame Verbindung zum Deutschen Expressionismus, die den Grundstock seines späteren Sammelns europäischer und afrikanischer Kunst bilden wird.

Mit dem Sammeln hält es Rolf Huisgen wie mit der Wissenschaft: „Man muss sich der Kunst wie der Wissenschaft nur lange genug und immer wieder aussetzen. Nur so nähert man sich der Erkenntnis.“ Und sie führt ihn zu den Kunstwerken Afrikas, Werke vor allem Westafrikas und des Kongo, die er in den Jahren zwischen 1973 und 1984 vor allem bei Ladislas Segy (1904-1988) in New York und Hans Schneckenburger (1940-2012) erwirbt. Der Münchner Architekt und Aficionado afrikanischer Kunst gehört zu jener Tribal-Art-Sammlergeneration, die sich im Nachkriegsdeutschland seit den späten 1950ern manifestierte.

Rolf Huisgens Sammlung überzeugt: sei es in der Auswahl ihrer zentralen Werke, in den künstlerischen Raffinessen, in ihrer auf Wirkung abzielenden Qualitäten, oder im Finden des Besonderen, Unerwarteten, und sei es, allein dies in Details zu entdecken. Meisterhaft umgesetzt wird dies in der Igbo-Schreinfigur 'ikenga', die er 1975 von Hans Schneckenburger erwarb.

Photo Rolf Huisgen: Privatarchiv

Nigeria, Igbo, Sammlung Rolf Huisgen

Nigeria, Igbo

Provenienz:
Hans Schneckenburger, München
Rolf Huisgen, München (1975)

Nigeria, Yoruba, Ekiti, Efon Alaye, Agbonbiofe / Werkstatt, Sammlung Rolf Huisgen

Nigeria, Yoruba, Ekiti, Efon Alaye, Agbonbiofe oder Werkstatt

Provenienz:
Boris Kegel-Konietzko, Hamburg (coll. in situ, Oyo, 1958)
Rolf Huisgen, München (1976)

Burkina Faso, Lobi, Sammlung Rolf Huisgen

Burkina Faso, Lobi

Provenienz:
Hans Schneckenburger, München
Rolf Huisgen, München(1973)