Präkolumbische Werke aus der Sammlung Hartmann

Günther Hartmann (1924-2012) - Berliner Ethnologe und Amerikanist

Auktion in Würzburg:
Samstag, 24. Oktober 2020 – 14 Uhr

Vorbesichtigung in Würzburg:
12. bis 23. Oktober täglich von 10 bis 17 Uhr

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Es scheint als sei die Ethnologie Teil seiner DNA gewesen: Als Kind überzeugt er seine Eltern einen „echten Indianer“, der in Paris Musik studierte und bei den Karl-May-Festspielen als Medizinmann auftrat, zu sich nach Hause einladen zu dürfen. Mit zwölf-/dreizehn Jahren liest er ethnologische Werke des Amerikanisten Theodor Koch-Grünberg[1], und kauft über den internationalen Handel Bronislaw Malinowskis[2] (1884-1942) Hauptwerk „Argonauten des westlichen Pazifik“ (1922), wohl wissend, dass er dieses Werk des polnischen Sozialanthropologen und Begründer der ‚teilnehmenden Feldforschung‘ „nicht völlig verstand“ aber unbedingt „für später“ haben wollte.[3]

Dann kommt der Krieg. Anfänglich nicht eingezogen, studiert er ab 1942 – im kleinen Kreis weniger Studenten – zunächst am Leipziger Institut bei Fritz Krause mit Schwerpunkt Nordamerika, Pueblo-Gebiet. Der Schwerpunkt lag – wie bei ihm später auch – auf der materiellen Kultur der Naturvölker. „Für mich bestand überhaupt kein Zweifel darüber, dass ich das einzig Richtige und in Frage kommende Studium gewählt hatte. Zu keiner Zeit war ich da unsicher“[4].

Kriegsdienst, der Tod des schwerkranken Vaters, die Leitung der väterlichen Firma und dessen Fachschule im Ostsektor Deutschlands, 1950 Verhaftung durch Sowjets, Zwangsenteignung, Weggang nach West-Berlin, all das erschwerte vorerst die Fortführung des Studiums. 1952 nimmt er sein Studium der Völkerkunde an der Freien Universität Berlin auf, wo er parallel dazu die nun in West-Berlin wieder errichtete Fachschule seines Vaters leitet.

In diesen Jahren lernt er den Ethnologen und Afrikanisten Kurt Krieger[5] (1920-2007) kennen, der ihm 1959 nach der Promotion zu einem Volontariat am Ethnologischen Museum Berlin-Dahlem verhilft; ein paar Jahre später dann endgültiger Wechsel zum Museum, wo er die Sektion für Südamerika aufbauen wird, und in den Folgejahren, von 1985 bis 1989, nach Ausscheiden des Lehrstuhlinhabers Horst Hartmann, die Abteilungen Süd- und Nordamerika betreut.

Konzentrierten sich in Berlin zu jener Zeit die Lateinamerika-Forschungen vorwiegend auf die Hochkulturen Mittelamerikas und Perus, lenkte Hartmann den Blick nun verstärkt auch auf die materiellen Kulturen der Naturvölker Iberoamerikas. Zudem bietet sich ihm die Möglichkeit diese Forschungen als Lehrbeauftragter an der Freien Universität vermitteln.

Hartmann versteht sich als Feldforscher. Seine Forschungsreisen führen ihn mehrmals und - wo und wann immer möglich – über mehrere Monate zu Ethnien, wie den Xinguanos in Brasilien und den Mapuche in Chile. Man gewährt ihm tiefe Einblicke in Alltag und Kultur. Zu den Kuna, die vorwiegend auf Atollen vor der Küste Panamas leben, und ihn und seine Familie dank des kleinen Sohnes „adoptieren“, kehren sie immer wieder zurück, und dürfen sogar andere Inseln besuchen, was zur damaligen Zeit sonst unmöglich gewesen wäre.

Mehr als 70 Ausstellungen kuratiert Hartmann allein in Dahlem, und sorgt dafür, dass das Konzept der „Massenpräsentation“ abgelöst wird zugunsten thematischer Ausstellungen, auch außerhalb der eigenen Museumsmauern, wie in Koblenz und Recklinghausen, wo es „1964 erstmalig einen dazugehörigen Katalog gab“. Das war 1964 nicht so selbstverständlich, weil man das wenige zur Verfügung stehende Geld lieber für andere Zwecke einsetzte.“

Objekte aus den Magazinen öffentlicher Museen zu holen, diese der Öffentlichkeit und damit dem berechtigten Steuerzahler zugänglich zu machen, auch darin sah Hartmann einen wesentlichen Auftrag seiner Arbeit; damit war er in Deutschland einer der wenigen seiner Zeit voraus.

1989 emeritiert er. Viel Zeit verbrachten seine Frau und er mit Reisen um die Welt, auch in Gebiete, in denen er während seiner Berufsjahre nie war. Gemeinsam haben sie auch nach seiner Pensionierung weiter Ausstellungen durchgeführt, mit Sammlungen, die „wir in den letzten fünfzehn bis zwanzig Jahren angelegt hatten“.

 

[1] Theodor Koch-Grünberg (1872 - 1924): https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Koch-Gr%C3%BCnberg

[2] Bronisław Malinowski (1884–1942): https://de.wikipedia.org/wiki/Bronis%C5%82aw_Malinowski

[3] Interview mit G. Hartmann (2011), geführt von Prof. Dr. Dieter Haller, Vorsitz/Lehrstuhl Internationale Forschung Internationales RUB Research School Sektion: Sozialpsychologie & Sozialanthropologie an der Ruhr Universität Bochum RUB. Das komplette Interview ist nachzulesen auf http://www.germananthropology.com/ unter http://www.germananthropology.com/cms/media/uploads/4e1eb1ecc4a1c/interview_4e3829079223b.pdf

[4] Ibid.

[5] Kurt Krieger: http://www.germananthropology.com/short-portrait/kurt-krieger/

 

Photo G.Hartmann: germananthropology.com

Peru, Moche, Präkolumbische Sammlung Günther Hartmann, Berlin

Peru, Moche

Provenienz:
Galerie Inti-Peru, München (1982)
Günther & Ursula Hartmann, Berlin

Costa Rica / Panama, Präkolumbische Sammlung Günther Hartmann, Berlin

Costa Rica / Panama

Provenienz:
Günther & Ursula Hartmann, Berlin

Peru, Moche, Präkolumbische Sammlung Günther Hartmann, Berlin

Peru, Moche

Provenienz:
Ulrich Hoffmann, Stuttgart
Günther & Ursula Hartmann, Berlin