Die Sammlung Hans Rielau

Entdecken Sie die rätselhaften Masken und Figuren der Sammlung Rielau

2015 zu Besuch bei Hans Rielau

»Das Sammeln afrikanischer Kunst ist eine Herausforderung an Instinkt, Intuition und Intelligenz«, Hans Rielau über seine Privatsammlung (Lose 109 bis 249) und das Sammeln an sich. Mehr zu seiner Sammlungsgeschichte und den sympathischen Sammler erfahren Sie hier.

40 Jahre Sammlerfahrung – für Hans Rielau (Jahrgang 1932) sind das anfangs vor allem Jahre des Entdeckens und Erwerbens, was spontan gefällt. „Erste Konturen“, wie er es nennt, habe seine Sammlung bekommen, als für ihn der thematische Hintergrund dieser Kunst zunehmend an Bedeutung gewann, und er so die ihr eigene, innewohnende Ästhetik neu betrachten und für sich bewerten konnte. „Das Auge ist da mittlerweile geschult und vermag – wenn auch mit Bedacht und Vorsicht - Authentisches von Fälschungen zu unterscheiden.
Das »Gesicht« aber, den eigentlichen Charakter habe seine Sammlung erst in der »Spätzeit« bekommen. In dieser Phase selektierte er aufs Neue, stellte Gruppierungen neu zusammen und trennte sich von Objekten, die der Sammlung nicht mehr gerecht wurden. Verblieben ist nun die Essenz einer jahrelangen, intensiven und selbstkritischen Auseinandersetzung mit der Kunst Afrikas.

Für Hans Rielau sind es vor allem Ibedjis, Lukwakongo-Masken der Lega, Kifwebe-Masken der Luba, sowie Haus- und Personenfetische der Songye, die seine Sammlung so persönlich und unverwechselbar machen; kein Gesamtquerschnitt der Kunst Afrikas wie bei vielen Afrika-Sammlungen jener Jahre, sondern die Konzentration auf Variationen einzelner Genres. Er habe sich dabei konzeptionell auch an Spezialsammlungen – wie denen von Baselitz und Arman – orientiert.

Stilistisch geprägt sind viele seiner Schnitzwerke von der Zartheit des Graphischen. Man spürt, dass Hans Rielau von der Druckgraphik kommt. «Sie hat mir die Brücke zu Tribal Art geebnet«. Seine eigentliche Graphiksammlung zeitgenössischer Künstler der 1950er/60er schenkte er den Museen der Stadt Aschaffenburg.

»Das Sammeln afrikanischer Kunst ist eine Herausforderung an Instinkt, Intuition und Intelligenz.«
Hans Rielau, Vereinigung der Freunde afrikanischer Kunst e.V., Göttingen 2008

Zur Kunst Afrikas überhaupt führte ihn aber ein Bildband: Seine Mutter schenkte ihm während eines Klinikaufenthaltes in den 1960ern Elisofons 1958 erschienene Publikation »Die afrikanische Plastik« mit Texten von William Fagg. Schon darin faszinierten ihn Miniaturmasken in all ihren Varianten, zunächst die der Dan, später dann die vieler anderer Stämme.

Seine ersten echten Stücke aber erwarb er bei Werner Fischer, dem 2013 im Alter von 91 Jahren verstorbenen Sammler, Händler und renommierten Kenner der Kunst Kameruns.
Dass sehr viele seiner Objekte aus der Demokratischen Republik Kongo stammen, liegt an der Freundschaft zum jüngst verstorbenen Händler Peter Loebarth (1941-2015). Dieser brachte ihm Miniaturen mit, die er auf dem europäischen Markt nur schwer erhalten hätte; Miniaturen, die in der Qualität der ihrer großen »Brüder« in nichts nachstehen. Ein positiver Nebeneffekt für ihn: Sie brauchten wenig Platz, zudem sei das Fälschungsrisiko im wahrsten Sinne des Wortes minimiert.

Mit 40 Jahren war Hans Rielau Anfang der 1970er einer der jüngsten Afrika-Sammler Deutschlands , die 1973 in K.-F. Schädlers »Afrikanische Kunst in deutschen Privatsammlungen« aufgenommen und dokumentiert wurden, jener ersten Publikation überhaupt, die sich mit den großen Afrika-Sammlungen in Deutschland beschäftigte.

»Ich lebe mit ihnen freundschaftlich vertraut, neben ihnen her. Was bleibt ist der Zauber, das Unbegreifliche, der Reiz des Nicht-Entschlüsselbaren.«

Wer den sympathischen Sammler Hans Rielau kennt und schätzen gelernt hat, weiß, mit welch analytischem Spürsinn und Feingefühl er sich der Kunst Afrikas verschrieben hat, immer getragen von der Neugier und dem Wunsch, dem Geheimnis und Wesen dieser »rätselhaften« Werke näher zu kommen und sie zu begreifen. Und dennoch: »Sie bleiben mir jenseits ihrer Gestalt und Ausstrahlung unzugänglich und fremd.« Eine Erkenntnis, mit der er nach 40 Jahren des Sammelns heute versöhnt scheint: »Ich lebe mit ihnen freundschaftlich vertraut, neben ihnen her.« Was ihm, dem heute 84-Jährigen bleibt ist der Zauber, das Unbegreifliche, der Reiz des Nicht-Entschlüsselbaren. Und eine kleine Spezialsammlung an Ada-Figuren und Maternité-Skulpturen.