Die Afrikasammlung Gerd Hanebecks

Durch die Augen eines Künstlers

Gerd Hanebeck, Tribal Art Sammlung
Photo: Horst Schuwerack

Auktion in Würzburg:
Samstag, 7. Juli 2018 ab 14 Uhr

„Ein Reisender im Kopf“, so bezeichnete sich Gerd Hanebeck (1939-2017) gerne selbst. Afrika spielte dabei eine ganz besondere Rolle; das er zwar nie bereist hatte, den Weg dorthin aber über das Museum der Barmer Mission in Wuppertal – heute ‚Museum auf der Hardt‘ – fand. Und über seine „Tante Lilli, eine fromme Frau“, die ihn immer wieder mitnahm, und „dem kleinen Jungen zeigen wollte, was die Wilden und Heiden für merkwürdige Figuren, Fratzen, Masken und Götzenbilder machten“.

Künstlerisch setzt er sich besonders mit den Kulturen Westafrikas auseinander, betreibt intensive Literaturstudien und baut seine umfangreiche Afrika-Sammlung auf. Immer geht es ihm dabei um das Archetypische, das Ursprüngliche, um Formen und Strukturen von elementarem Charakter, in denen die „Omnipotenz eines Wesens zum Ausdruck gebracht wird“.

Beeinflusst von den archaischen Kulturen, entwickelte er seine ganz eigenen Figurationen: Gerd Hanebeck, dessen Kunstschaffen in den 1960ern wurzelt, gehört der ersten Generation an, für die die Antithese abstrakt / gegenständlich nicht mehr existiert. Seine amorphen Formen mit ihrem präzisen Detail haben mit empirisch Erfahrenem und Erfahrbarem wenig gemein. Sie entspringen seiner eigenschöpferischen Phantasie, die der Betrachter „mitzufühlen, nicht mitzudenken aufgerufen ist“. [Quellen: Ausstellungskatalog „Hanebeck“, Bramsche 1983; Ausstellungskatalog „Annäherungen – Hans-Jürgen Hiby – Gerd Hanebeck“, Wuppertal 2011]

Die vorliegende Offerte zeigt 120 ausgewählte Arbeiten seiner Afrika-Sammlung, vorwiegend Masken und Skulpturen, aber auch Werke der Gebrauchskunst, wie die sehr schön gearbeiteten Webrollenhalter aus Mali und Côte d’Ivoire.

Aus der sogenannten „Zweiten Kunstsammlung Han Coray“ stammen sieben Arbeiten, darunter die 65 cm große, anthropomorphe Affenfigur „amwin“ der Baule, die Paolo Morigi 1968 in Meisterwerke Altafrikanischer Kultur aus der Sammlung Casa Coray, Agnuzzo-Lugano unter Tafel 46 publizierte. Sie alle tragen noch Sammlungsetiketten von Han Coray.

„Influencer seiner Zeit“ – so würde man Han Coray (1880-1974) heute bezeichnen. Er gehörte weltweit zu den ersten und wichtigsten Sammlern afrikanischer Kunst. Seine Sammlung (1916-1928,) war die erste ihrer Art in der Schweiz. Neben Guillaume Apollinaire, Albert C. Barnes, Georges F. Keller und Charles Ratton erkannte er schon in den frühen 1900ern die hohe künstlerische Qualität und die künstlerische Eigenständigkeit afrikanischer Werke, sowie ihre viel beachtete Rezeption in die westliche Kunst. Eine der ersten DADA-Ausstellungen überhaupt richtet er 1917 in seiner Züricher Galerie aus – zu sehen waren dort auch Werke des Art Nègre.

 

   

Influencer seiner Zeit: Han Coray (1880-1974). Aus seiner Sammlung stammen sieben Arbeiten, die Gerd Hanebeck erwerben konnte, darunter die 1968 publizierte Affenfigur der Baule (Los 89).

 

Aus der Sammlung Gerd Hanebeck
Photo: Archive privé