Lot: 288

99. Auktion

Schiffsschnabel "tange" ("tangué")

Kamerun, Duala

Provenance Size Starting price / estimated price
René and Maud Garcia, Paris, France L: 126 cm;
H: 52 cm
4000 EUR
plus 27 % commission, VAT, transport and insurance

zweitlg., Holz, rote Farbe, rest.

Frühe Kontakte und rege Handelsbeziehungen mit den Europäern bereits in vorkolonialer Zeit hinterließen unübersehbare Spuren in der Kultur der Duala. Ein merkwürdiger Mischstil entstand. Die Schnitzer übernahmen u. a. europäische Schreinertechniken und die Bemalung ihrer Objekte mit bunten Ölfarben. In der Formensprache kam es zu einer Verschmelzung fremder und traditioneller Elemente.

Manche Kunstgattungen (Masken und Ahnenfiguren) verfielen, dafür blühte die Ausschmückung der Boote auf, die nun nicht mehr allein zum Fischfang sondern auch zum Warentransport und als Prestigezeichen dienten. Zu festlichen Anlässen fanden Bootsparaden und Regatten statt. Zu solchen Festen wurden die Schiffe an den Vordersteven - nach Vorbild der Galionsfiguren europäischer Handelsschiffe - mit langen, kunstvoll geschnitzten "Schnäbeln" ("tange") geschmückt.

Von den Werken der Duala-Küstenkultur sind einige alte, aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg stammende Stücke erhalten. Sie schmückten vor allem die Boote von Königen und ihren Familien. Die jüngeren, für einzelne Regatta-Mannschaften hergestellten Exemplare setzen im Großen und Ganzen die Tradition dieser ersten "tanges" fort (vgl. Kecskési,1999, S. 90).

Das vorliegende Stück zeigt Details, die auf europäischen Einfluß hinweisen. So zum Beispiel den heraldisch anmutenden Aufbau der beiden Elemente mit spiegelbildlich angebrachten Löwen, bzw. Vögeln und affenartigen Halbfiguren, die eine Krone tragen. Andere Elemente, wie das Vogel-Schlangen-Motiv, das auf den Kampf zwischen Leben und Tod, bzw. Licht und Finsternis hinweist, sind dagegen der traditionellen Ikonographie entnommen.


Leuzinger, Elsy, Die Kunst von Schwarz-Afrika, Recklinghausen 1972, p. 231, ill. O 8 Kecskési, Maria, Kunst aus Afrika, München, London, New York 1999, p. 90 f.
Arts d'Afrique Noire, no.98, Summer 1996 (Adv. Maud & René Garcia)