Lot: 117

95. Tribal Art Auktion

Figurenpaar "lü mä"

Liberia, südwestliche Dan, Nuopie, Son (Zon) (ca. 1910/20-1985)

Provenance Size Starting price / estimated price
Edmondo Trombetta, Monza, Italy (coll. in situ 1978-80) H: 49 cm/ 52 cm (male/female) This object is not available anymore.

Holz, Kaolin, Metall,
Holzfiguren der Dan werden "lü mä", "Person aus Holz" genannt. Trotz ihrer traditionell stilisierten Darstellungsweise, porträtieren sie bestimmte, meist noch lebende Personen, deren Namen sie tragen. Die Figuren (meist weiblich oder männl./weibl. Figurenpaare) werden von reichen Männern in Autrag gegeben und gelten als Prestigegüter und Statussymbol.

Son wurde vermutlich zwischen 1910 und 1920 in Nuopie geboren und ist am 22. November 1985 ebenda verstorben. Er war wie sein Vater der Schmied des Dorfes. Zum Schnitzen ist er erst sehr spät, bereits jenseits der fünfzig, durch einen Besuch des Meisterbildhauers Sra (ca. 1885-1955) gekommen.

Meister Sra war Mitte der 1940er Jahre, bereits hoch betagt, nach Nuopie berufen worden, um für das Dorf eine große "bie"-Maske zu fertigen. Nachdem Son ihm bei der Beschaffung von Werkzeug und Holz behilflich war, bestimmte Sra, daß Son selbst die Maske unter seiner Anleitung zu schnitzen habe. So wurde aus dem einfachen Dorfhandwerker ein Künstler, der lokal zu großem Ansehen gelangte und dessen Werke schon bald in westliche Sammlungen gelangten. Laut Fischer dürfte Sons recht umfangreiches Oeuvre in der Zeitspanne von 1945/50 bis in die späten 1970er Jahre entstanden sein.

In Zusammenhang mit vorliegendem Figurenpaar ist eine Figur im Museum der Kulturen in Basel zu erwähnen, die 1960 von Hans Himmelheber in situ gesammelt wurde (AHDRC 0125529). Des weiteren ein Figurenpaar aus der Edward J. Biggane Collection in Philadelphia, das vor 1960 von Torkel Holsoe in situ gesammelt wurde (Johnson, 1987, Abb. 24 & 25).

Alle Figuren zeigen größte Übereinstimmungen bezüglich Körper- und Gesichtsbildung, Skarifikationsmustern und Frisuren. Besondere Charakteristika der Kunst Sons sind der markante, fast scheibenförmige Mund und die Vorliebe für Fischgratmuster an der Frisur. Bei vorliegender weiblicher Figur finden sich Bohrlöcher an der Frisur, durch die ursprünglich geflochtene Echthaarsträhnen gezogen waren, wie es bei der weiblichen Figur aus der Biggane Collection noch zu sehen ist.


Johnson, Barbara C., Four Dan Sculptors, San Francisco 1987, ill. 24 & 25 Fischer, Eberhard & Lorenz Homberger, Afrikanische Meister, Kunst der Elfenbeinküste, Zürich 2014, p. 138 ff